Mittwoch, 16. September 2020

Erinnerungen an ...

 ... vergangene Sommertage!

Die letzten paar Tage war es recht heiß hier in den Niederlanden. Überall spinnt das Wetter ein wenig, doch gegen Sonne und Hitze hab’ ich nichts einzuwenden. Im Gegenteil, für mich kann es nicht warm genug sein.

Meine Füße bade ich in einer wunderschönen Waschschüssel der vergangenen Tage, ein Nachlass meiner Schwiegermutter, die vor 2 Jahren verstorben ist. Ihr haben wir es zu verdanken, dass wir hier in ihrem Haus und Garten leben dürfen. Der Garten hat etwas Magisches, das rauschen der Baumwipfeln die sich im Wind bewegen, das plätschern der Enten im Wasser. Immer wieder gibt es Schatten und Sonne zu suchen und finden.

Die Waschschüssel hat Erinnerungen in mir geweckt von wunderschönen Sommerferien in der Vojvodina im heutigen Serbien. Das Elternhaus meiner Mutter steht in Becej in der Vojvodina und fast jeden Sommer verbrachten wir dort 3-4 Wochen.  In der Vojvodina lebten und leben heute auch Menschen mit ungarischen Wurzeln. Meine Mutter stammt aus so einer Familie.

Ich liebe den Klang der Sprache, das Essen und dieses Aufbrausende, dass aber sehr schnell wieder vorüber ist, wie ein kurzer Wirbelsturm. Es wird geküsst, geherzt, bekocht und viel geredet, hart gearbeitet und scharf gegessen. Kinder werden auf eine ganz andere Art und Weise verhätschelt und getadelt zugleich. Manieren sind wichtig und werden äußerst gern gesehen und auch belohnt. Ich liebte diese Sommerferien sehr, obwohl ich der Sprache nicht wirklich mächtig war und bin, doch manchmal braucht man gar keine Sprache, wenn man so sehr spürt, dass man gut ist so wie man ist.

Meine Großmutter wohnte in einem großem altem Lehmhaus. Von aussen war das nich zu sehen, erst wenn man durch die Tür in den Vorraum ging, merkte ich jedesmal wie angenehm kühl es im Haus war und wie dick die Wände waren. Sehr dicke Wände Aus Lehm und Stroh, sehr fein verputzt, die mit einem Muster bemalt waren . Außen war das Haus weiss gestrichen. Aber um zur Eingangstür zu kommen musste man erst durch ein großes Tor gehen und wurde von Rosen begrüßt, die an der Veranda entlang wuchsen. Meine Großmutter hatte 2 Küchen. Eine im Haus, doch da hab ich sie nie kochen gesehen und eine Sommerküche auf der Veranda. Hier wurde immer gekocht, egal wie heiß es war. Sie konnte sehr gut kochen und obwohl für mich alles gut war und immer ein wenig salzarm, aber gut, war es doch anders. Denn meine Mutter schlachtete keine Ente im 3. Wienergemeindebezirk für unser Mittagessen und frisches Brot vom Bäcker um die Ecke kam auch nicht jeden Tag auf den Tisch. Die frischen saftigen Paradeiser und Paprika, Eier und Schinken und noch vieles mehr, gab es auch nicht. Mit nacktem Kukuruz und Papier wurde Das Feuer im Herd entzündet und schon brodeltet Wasser vom Brunnen, welcher vor der Kirche, die zwei Straßen entfernt stand. Gelbes Wasser, so wird dort das Schwefelwasserstoff genannt mit dem man kocht und sich wäscht. 

Es gab kein Badezimmer im Haus, obwohl es groß war. Gewaschen hat sich jeder in einem Zimmer, dass sonst nicht benützt wurde. Ich glaube es war mal ein Wohnzimmer, doch wir haben uns dort nie aufgehalten. Es hatte zugedeckte schwere Möbelstücke und einen großen Spiegel. Das Leben spielte damals draußen. Auf der Veranda, im Garten oder auf der Straße. Abends sah’s man vor dem Haus und unterhielt sich mit den Nachbarn, die Männer pokerten manchmal und hatten wichtige, oder unwichtige Gespräche. Schuhe trug ich meistens nicht, doch waren meine Fuße immer sauber. Komisch, aber so war es damals.

Abends wusch man sich in einer Waschschüssel. Die Waschschüssel meiner Großmutter war nicht aus Keramik und hatte auch keine Bemalung, sondern sie war aus Emaille, alt und rot. Zuerst Hände und Gesicht, dann den Rest des Körpers mit einem Waschlappen und zum Schluss durften die Füße ins Wasser. Gut riechend und sauber stieg in dann  in mein Bett, welches eine Matratze aus Rosshaaren hatte. Einen großen Polster gefüllt mit Daunen und eine dicke Tuchent. Wenn man nachts aus dem Bett musste wurde es spannende. Da ich natürlich jeden Tag viel zu viel Wassermelone aß, lag eine kleine Nachtwanderung vor mir. Denn so wie es kein Badezimmer im Haus gab, so war auch die Toilette nicht zu finden. Natürlich gab es eine, aber die war draußen, ein  altes Plumpsklo mit sechs-beinigen Bewohnern und Unmengen an kleinen fliegenden Tierchen. 

Also zog ich mir irgendwelche Stiefel an, die vor dem Haus standen, und machte mich auf dem Weg. Zuerst bei den alten Pferdeställen vorbei, oder waren die Schweine dort früher zu Hause, ich weiß es nicht mehr. Auf jedem Fall mussten immer alle Gartentore geschlossen werden. Meistens war der Mond so hell, dass man keine Taschenlampe brauchte. Besonders, wenn man den Bereich der Hühner durchquerte, war Vorsicht geboten. Der Hahn des Hauses war sehr „Wanden-gesinnt“und nicht nur einmal hatte ich seinen scharfen Schnabel in meiner Wade. Somit hatte ich immer gerne die Gesellschaft eines Besens aus Reisig am Tag und auch in der Nacht dabei. Nach den Hühnern kamen die Enten und danach der Obstgarten. Dort stand das Plumpsklo, mit seinem ganz eigenen menschlichem Parfüm. Natürlich gab es kein Licht, somit blieb die Tür offen und meistens summte ich irgendeine Melodie, um mich von den Spinnen abzulenken. Wäre ich weiter gegangen, wäre ich im Gemüsegarten gelandet, wo auch Blumen wuchsen und ganz hinten war der Kompost. Auf der ganzen Länge gab es auf der anderen Seite eine große Scheune wo Heu und Kukuruz gelagert wurden.

Ganz ehrlich, meistens war mir der Weg viel zu lange und aufregend. Meine Mutter wollte ich auch nicht immer aufwecken, somit half ich den Rosen beim wachsen.

Ein oder zwei mal in der Woche kam eine Pferdewagen mit Wassermelonen. Der Mann schrie schon von Weiten und mit seinen lückenhaften Lächeln bot er allen seine Melonen an und eine Kostprobe, gehörte dazu. Es wurde ein  kleines Dreieck in die Melone geschnitten, dieses wurde einem aufgespießt auf einem scharfen Messer zum abbeißen hingehalten. Schmeckte einem die Melone wurde sie abgewogen und zu einem geringen Preis verkauft. Wenn ich den Melonenverkäufer schon von der Weite hörte, war ich vorm Tor und bereit. Das war mein liebstes Essen im Sommer. Wassermelone, ungarisches weißes Brot und Kipferl mit Streichkäse. Natürlich die Sonnenblumenkerne nicht zu vergessen. Die man in den Mund steckt mit der Zunge und den Zähnen teilt, den Kern isst und den Rest ausspuckt. Zum Schluss wird alles Ausgespuckte mit dem Besen aufgekehrt, den alles muss seine Ordnung haben.

Lange Spaziergänge war unser Sport jeden Tag. Becej ist nicht klein und natürlich haben wir alle Verwandten besucht. Wurden mit feuchten Küssen und Tränen begrüßt und wieder verabschiedet. Alle waren glücklich, dass ein Wiedersehen möglich war. Die Kinder spielten auf der Straße verstecken, oder machten irgendwelche Mutproben und die Erwachsenen unterhielten sich. Immer gab es Essen und es war eine Unart nicht zu essen. Meine Mutter nahm immer an Gewicht zu in diesen Wochen, doch so glücklich wie damals bei ihrer Familie habe ich sie selten gesehen. Es wurde geredet, gestritten, gelacht und geweint. Ist man nicht einer Meinung ist das auch egal, wenn man auseinander geht wünscht man sich ein gutes, gesundes Leben und noch ein Wiedersehen.

Auch zum Schwimmen gingen wir zu Fuß. Das war ein langer, langer Weg von so glaube ich einer Stunde. Oder zumindest Kinderfüße gefragt, eine halbe Ewigkeit. Auch ganz anders als in Wien. Manche der Bassins waren mit Schwefelwasser gefüllt und das war angenehm warm und es roch nach verfaulten Eiern. Das tolle daran war, jeder Schiefer den ich mir einzog oder jede andere Wunde die ich hatte waren in wenigen Tagen verschwunden. Schiefer arbeiteten sich ganz einfach heraus und meine aufgeschlagenen Knie oder Ellbogen waren in null komma nix verheilt.

1x die Woche gingen wir in ein Badehaus um zu Baden. Ein absoluter Luxus, denn eine Badewanne hatten wir nicht in unserem Gemeindebau aus den 50ziger Jahren. Somit war ich immer sehr überzeugend, dass ich allein baden muss, weil ich mich so am Besten waschen konnte. Erst viel später erkannte ich wie egoistisch ich doch war. Meine Anyukam badete mit meiner Schwester, doch nicht für lange, denn als ich so richtig am genießen war teilte auch in meine Wanne.

Zur Krönung unseres Urlaubs gingen wir einmal groß aus Essen, aber nicht nur Essen, es war immer ein absolutes Erlebnis einen richtigen ungarischen Mulatschag mitzuerleben. Herrliches Essen, Musik und natürlich nicht das Czardas-tanzen vergessen. Der Abend dauerte immer lang, ein absolutes Fest der Ausgelassenheit.

Die Abschiede waren schwer und geteilt von einer Vorfreude wieder in unser „normales Leben“ zu fahren. 

Noch heute sehne ich mich nach den Menschen von damals die schon lange nicht mehr sind. Wenn ich irgendwo Eine ungarische Unterhaltung aufschnappe, macht mein Herz einen kleinen Sprung und ein Lächeln huscht über mein Gesicht. 

Diese Waschschüssel und Kanne wecken jedesmal Erinnerungen und im Sommer im Garten zu sitzen und meine Füße zu kühlen ist ein wunderbarer Zeitvertreib.


Freitag, 11. September 2020

Fortsetzung - Es geht mir ...

... noch immer G U T !

Das Leben ist so schön! 

Jeden Moment genießen, jeden Moment!

Mein Sohn und ich am Abend vor seiner Heimreise nach Wien! Meine Kieferoperation ist erst ein paar Tage her gewesen. Keine Schwellung zu sehen, keine blaue Flecken und ich kann lächeln. Natürlich hatte ich schmerzen und manchmal war es nicht auszuhalten, aber nicht für lange. Ich fühlte mich viel besser als jemals zuvor nach einer Kieferoperation. Woran kann das wohl liegen?

Am letzten Donnerstagabend im August, war es soweit. Ich hatte mich die Woche zuvor innerlich mit einer Leberreinigung und Ruhe auf den ganzen Prozess vorbereitet und fühlte mich gut. Es war eine herrliche Erfahrung und ganz anders.

Den Luxus einen Termin am Abend zu bekommen hatte ich noch nicht, normalerweise, wird einem der Termin gegeben und der Patient richtet sich danach. Den Tag zuvor bin ich schon ein wenig nervös geworden und die Nacht war recht kurz. Meistens treiben mich meine Schmerzen schon recht früh aus dem Bett und dann arbeite ich in meinem Atelier an Aufträgen, Liegengebliebenen und Neuem, bis es Zeit ist die Kinder zu wecken und den ganz normalen Alltag zu beginnen.

Am Tag der Operation, war ich nicht mehr sehr ruhig, dass heißt von außen schon, aber innerlich wurdelte es gewaltig. Zum Glück war mein älterster Sohn da und wir hatten einen herrlichen Tag zusammen.

Am frühen Abend machten Meneer van Duin und ich uns auf den Weg. Eine kurze Fahrt und schon waren wir da. Wurden erwartet und alles nahm seinen Lauf.

Der Eingriff wurde nochmals ins Detail besprochen und nachdem man mich 2x bat Platz zu nehmen stand ich noch immer. "Möchten sie ihren Mann dabei haben?" fragte eine lächelnde Assistentin. Ich dachte ich höre nicht recht. Meneer van Duin antwortete für mich, weil ich kein Wort heraus brachte. Meine Gedanken schwirrten und Erinnerungen kamen hoch, das ich so oft im Krankenhaus nachgefragt habe, ob mein Mann nicht bleiben darf, doch natürlich ist das in einem Krankenhaus nicht möglich. Meneer van Duin, hatte aber keine Ahnung und sagte, "Ich glaube, das wäre ihr nicht recht." Und schon war ich wieder da und sagte, "Doch, doch, dass möchte ich!" Somit wurde er auf seinen Platz verwiesen in der Ecke des Raumes auf einen Stuhl und es wurde ihm Kaffee serviert, unbeschreiblich. Der Duft vom Kaffee hing im Raum und war irgendwie angenehm. Gesehen habe ich ihn nicht, doch allein das Wissen, dass er in meiner Nähe ist, war genug.

"Was für einen Musik dürfen wir spielen?" Meneer van Duin, rief aus seiner Ecke mit einem Lächeln "Heavy Metal!" Nein, nein dachte ich mir, das halt ich nicht aus! "Da ich die Patientin bin, entscheide ich!" Bitte Anna Netrebko." Von einer der Assistentinnen kam ein, "Wer!" "Anna Netrebko, bitte" Nachdem ich den Namen buchstabierte war auf Spotify einiges gefunden. Ich entschied mich für das Album Souvenirs. Meneer van Duin hat es mir noch zu Wienerzeiten als Geschenk gemacht. Wann immer ich in Wien bin und die Möglichkeit habe Anna zu hören, bin ich hin und weg. Mit diesem Album verbindet mich der Beginn einer Liebe, Wien und meine Liebe zur Musik. Während dem Eingriff, bin ich im Gedanken in mein Servitenviertel spaziert, über die Wipplingerstraße auf den Hohenmarkt, die Rotenturmstraße hinauf zum Stephansplatz, danach über den Graben geschlendert, am Kohlmarkt abgebogen zum Michaelerplatz, durch die Hofburg und vom Heldenplatz nach rechts abgebogen in den Volksgarten zu meinem Lieblingsplatz dem Kaiser Elisabeth Denkmal. Die Gedanken sind frei und somit nahm ich das Tor am nächstem zum Burgtheater, wanderte durch den Rathausplatz, dachte an all die Musik die im Sommer durch die Nacht dringt, den Geruch der kulinarischen Küche und im Winter an den Christkindlmarkt und natürlich nicht zu vergessen mein geliebtes Eislaufen am Eislauftraum. schnellen Schrittes über die Reichsratsstraße an der Universität vorbei, wo ich stundenlang Zeit in der Bibliothek verbrachte, ging es zur Votivkirche, die Währingerstraße überqueren, in die Hörlgasse, ein bisserl Wasagasse und schon war ich in meiner geliebten Türkenstraße. Durch die Musik war ich auch immer wieder in der Staatsoper und am Franziskanerplatz. So machte ich meine Runden, langsam und ohne zu laufen.

Meine größte Angst bei all den Operationen war für mich, dass mein Gesicht zugedeckt wird. Über meine Augen werden Tücher gelegt und manchmal wurde auch ein kleiner Sack, gefüllt mit etwas schwerem, daraufgelegt. Über mein Oberkörper wurde ein Gurt gelegt, der nicht fest angezogen war, doch umfasste er meine Arme und meine Bewegungsfreiheit war eingeschränkt, was mich immer sehr nervös machte. Manchmal wurde mein Mund durch eine Spange, oder Klammer offen gehalten, manchmal nicht. Das war immer anders und immer ein sehr unangenehmes Gefühl. Es machte mich innerlich rasend und war kaum auszuhalten. Solche Operationen dauern nun mal länger. 

Auch spürt man keine Schmerzen, alles andere bekommt man mit. Das Blut das einem den Rachen hinunter läuft, wenn nicht gut abgesaugt wird. Der Schnitt der gemacht wird. Die Klammern, manchmal das Kratzen am Knochen, die anderen Maschinen die eingesetzt werden. Der Kopf wackelt ein wenig bis er festgehalten wird, denn irgendwie reicht die eigene Kraft nicht aus. Das Allerschlimmste ist nicht die Zeit, denn im Gedanken bin ich immer wo anders und versuche es mir so angenehm wie möglich zu machen, sondern die ersten paar Spritzen. Die Erste ist die pure Hölle, die Zweite bringt Tränen, bei der Dritten bin ich bereit zu Laufen und bei den Folgenden gebe ich meistens auf. Lange dicke Nadeln und die tun weh, egal wie oft, immer wieder auf's Neue. Und auch wenn ich davor die Toilette aufgesucht hatte, ich hatte immer das Gefühl, "Ich mach mich gleich an! " Doch wie gut, auch das geht vorbei. 

Diesmal war alles anders. Es gab keine Tränen, keine dicken langen Nadeln, keine grünen Tücher, keinen Gurt, keine Spange die meinen Mund offen hält. Nichts der Gleichen, was mich innerlich in Panik versetzt. Die Betäubung meines Kiefers war unangenehm, aber nicht schmerzhaft und ich war verwundert. Ich spürte sofort wie sich mein Körper und mein Geist entspannte. Das Gefühl, alles ist gut kam über mich und so war es auch. 

Die Musik füllte mich und brachte mich im Gedanken in meine Heimatstadt. Das Wissen, dass Meneer van Duin hier war, war beruhigend und die Art und Weise wie an mir gearbeitet wurde ließ mich entspannen, denn ich hatte keine Angst.  Was mich beeindruckte war, dass er auf meine Narben am Vorderkiefer acht gab. Immer wieder machte er auch seinen  "Schüler" einen Arzt in Ausbildung darauf aufmerksam. 

Ich wurde immer wieder gefragt, ob es mir gut geht, ob eine Pause gemacht werden sollte, ob  ich gut liege.....

Es ging mir gut, sehr gut!

Nachdem alles vorbei war, haben wir noch einige Instruktionen bekommen habe. Besonders eine war Wichtig, dass ich mich schonen soll und 3 Tage nichts tun. Was für ein Geschenk. Mir wurde ein Coolpack auf die Wange gelegt und mit nach Hause gegeben. Ich solle das Coolpack auf alle Fälle heute und wenn nötig morgen auflegen. Das tat ich auch und war diesmal nicht angeschwollen und blau und grün, wurde ich auch nicht. 

Natürlich hatte ich jede Menge Schmerztabletten und die Schmerzen blieben auch nicht aus, doch kein Vergleich zu anderen Operationen. Ich erholte mich viel schneller, als jemals zuvor. Keine Alpträume oder Sonstiges. Ganz einfach viel Ruhe, lesen, mit meinen Kindern Film schauen im Bett und immer wieder schlafen, war die beste Medizin. 

Meine Familie war herrlich, hat mir Zeit und Ruhe gegönnt. Blumen wurden abgegeben, Zeitschriften gebracht und Karten geschickt. Eine ganz besondere Freundin war immer bereit bei mir zu sein , oder die Kinder zu holen, wenn Menner van Duin es nicht schaffte. Dankeschön. Schmerzen die natürlich vorhanden waren sind auch wieder vergangen und tief drinnen hab ich die ganze Zeit gelächelt und war dankbar. 

Ich bin dankbar, dass es so gut gegangen ist. Dankbar, dass ich diese Erfahrung machen konnte. Ich freue mich so sehr, dass ich auf diese kleine sanfte Stimme gehört habe und alles ins Rollen kam. 

Das Leben ist schön, so schön!

Freitag, 4. September 2020

Es geht mir ...

... G U T !


Ich kann es gar nicht glauben, aber so ist es und ich bin glücklich, so sehr glücklich, dass es so ist!

Vor 8 Tagen hatte ich wiedereinmal eine dieser unendlich unangenehmen und für mich sehr Angst einflößenden Kieferoperation. Ich glaube es war jetzt schon die Nummer 9 und ich kann es selbst nicht glauben wie gut es mir geht. Fast ein Jahr habe ich mich davor gedrückt, Schmerzen in Kauf genommen, eine Heilfastenkur, Entgiftungskur und Leberreinigung gemacht. Meine Ernährung umgestellt und obwohl alles mir zu einem besseren Wohlbefinden half, Linderung meiner Schmerzen und Entzündungen brachte, mein Kieferknochen ist nie zur gänze geheilt. Die Entzündungen waren zu hartnäckig. Ich war mir aber sicher, dass ich nicht nochmals mein Kiefer öffnen lassen möchte, nicht noch eine Narbe zu den schon vorhandenen, nicht noch mehr von all' dem was ich nicht will! 

Bis zu einem Tag im Frühling.

Wer mich kennt, weiß, dass mein Lebensweg vom Glauben begleitet wird und dazu gehören meine täglichen Gebete, in denen ich mich im Gebet mit Gott unterhalte. Wer glaubt so eine Unterhaltung ist nur einseitig, irrt. Wiedereinmal habe ich meinem himmlischem Vater meine Angst und meinen Schmerz vorgelegt und ihn gebeten mir zu sagen, was zu tun ist und bitte nicht schon wieder, dass ich meinen Zahnarzt mit dem großen Schnurrbart anrufen soll, (den wir seit unserem Umzug haben) denn darauf hab ich nun wirklich keine Lust!

Habe ich gerade geschrieben keine Lust? Oh, ja! Doch hört Gott auf mich? Nun ja, NEIN! Prompt kommt wieder dieses weiche Gefühl in mir hoch, oder dieses sanfte flüstern, "Ruf, Deinen Zahnarzt an!" 

Oh, nein! Das mag ich aber gar nicht! Kannst Du nicht bitte ein bisserl zaubern? Nein! Also gut!

Wochen zuvor hatte ich mich in den Schriften in einen Vers vertieft worin steht das, "Wenn wir den Heiligen Geist empfangen haben, wird er uns alles zeigen, was wir tun sollen." Ich hatte mir damals vorgenommen nicht nur zu hören und zu fühlen, sondern das zu Tun in den Vordergrund zu stellen. Auch wenn ich nicht weiß was es bringen wird oder genau umgekehrt, wenn ich mir sicher bin, dass ich viel klüger bin. Wie sehr kann ich mich manchmal irren!

Ich vergas, dass dieser Schnurrbart-Zahnarzt seit einigen Wochen in Pension war und es eine neue, mir noch unbekannte Zahnärztin gab.

Angerufen, Termin noch für den selben Tag bekommen und schon saß ich im Wartezimmer.

Die neue Zahnärztin war nicht nur nett, hübsch und gut sondern wusste auch noch bescheid über meine Operationen und alles was in den letzten Jahren passiert ist, obwohl sie mich zum ersten Mal sah.

Eine Operation war nötig  ( No no na net! Als ob ich das nicht gewusst hätte), der Zustand hatte sich verschlechtert und auf die Frage, warum ich diesen Schritt noch nicht eingeleitet hatte, kam meine Super-Antwort, dass ich nicht wirklich will! Und wenn man nicht möchte fallen einem noch mehr Ausreden ein, die zwar stimmen, aber Überwindbar sind. 

Hier meine Ausreden (falls jemand welche braucht, bitte bedienen!)

Durch den Umzug von 's-Hertogenbosch (Noord Brabant) nach Barsingerhorn  (Noord Holland), bin ich nicht 45 Minuten von meinen Speziallisten in der Uniklinik Radboudumc in Nijmegen entfernt, sondern mit Stau fast 3 Stunden und das ist nicht machbar mit Kindern in der Schule. Und ganz wichtig, es bleibt nicht nur bei einer Reise!

Außerdem ist meiner Familie in Wien und kann mich nicht unterstützen. Die niederländische Familie steht noch in der Blüte des Arbeitsleben und steht somit leider auch nicht zur Verfügung.

Mein Mann muss sich frei nehmen! (Meneer van Duin hat sich immer frei genommen und sich um alles gekümmert)

So eine Operation passt eigentlich  nicht wirklich in meinen/unseren Zeitplan!

Und, ich habe Angst! Nach so vielen Kieferoperationen in meinen Leben, davon die letzten 8 in 5 Jahren überwiegt die Angst. Und das ist die Wahrheit!

Sie schaute mich ruhig an und erzählte mir von einem Kollegen mit dem sie die letzten Jahre zusammen gearbeitet hat, der ganz in der Nähe seine Praxis hat und auf dem Gebiet spezialisiert ist. "Ach ja!", dachte ich mir, "natürlich, und ich kenn' den Osterhasen persönlich." Wie unglaublich lange haben wir vor einigen Jahren einen Spezialisten gesucht. Ich solle ihn mir doch anschauen und dann entscheiden. Sie schrieb alle Informationen auf ein Kärtchen gab es mir mit den Worten "Rufen Sie an und ich werde ihm eine E-mail schicken mit weiteren Informationen und Sie ankündigen!"

Ich nahm das Kärtchen stieg in mein Auto und hatte ein angenehmes Gefühl. obwohl ich trotzdem vom Kopf her ein wenig skeptisch war. 1 Stunde später hatte ich einen Termin für in 2 Monaten zu einem Erstgespräch und war irgendwie zufrieden und ohne den Arzt gesehen zu haben und nur die Beschreibung der Ärztin gehört zu haben und ihre Körpersprache, war ich doch beruhigt und dachte "Was für ein Segen!"

Viel früher als mein Erstgesprächstermin geplant war, bekam ich einen Anruf mit der Frage, ob ich nicht am nächsten Tag kommen könnte? Ich nahm an und freute mich, den meine Schmerzen waren nicht weniger geworden und Eiter und Entzündungen waren zu spüren und zu schmecken.

Nervös machte ich mich am folgendem Tag auf dem Weg zum Spezialisten. Nicht nur war man höfflich und zuvorkommend, nein, sofort hatte ich ein Gefühl von 

"Hier bist Du gut aufgehoben!" 

Die Assistenten hatten alle ein Lächeln auf den Lippen, sprachen ruhig und liebevoll. nahmen meine Schmerzen ernst und waren sehr Behutsam. Röntgenfotos wurden gemacht, Fragebögen ausgefüllt und  nette Gespräche geführt.

Als ich nun endlich den Arzt kennen lernte und natürlich skeptisch war, war ich darüber erstaunt wie schmerzfrei er mein Kiefer abtastete und auch über alle Operationen bescheid wusste. Kurzum stellte er mir vor nicht all zu lange mehr zu warten, den das Problem wird nicht kleiner und es muss schnell gehandelt werden.

Er fragte mich folgendes: "Wann wäre ihnen der Eingriff recht?" "Morgens , Mittags oder Abends?" Ich dachte ich höre nicht recht,  wann es mir recht wäre? "Was!" Er sah mein Gesicht und sagte, "Sie sind Mutter,  da wäre es gut alles gut zu planen, damit sie sich danach  auch wirklich ausruhen können." "Aha, daran hat noch niemand gedacht!" dachte ich mir und schwieg für einen Moment.

"Also", sagte der Arzt, "Ich schlage einen Donnerstagabend vor, dann könnte sich ihr Mann Freitag freinehmen und sie pflegen und sich das Wochenende über den Kindern widmen. Und sie bleiben schön im Bett und ruhen sich aus." Erstaunt stimmte ich zu. 

Die Operation wurde in Detail besprochen. Ich wusste alles aus Erfahrung und trotzdem war es anders und sehr aufregend. Die Entzündungen in meinen Kieferknochen werden entfernt, ein Zahn muss entfernt werden und ich brauche wieder eine Knochentransplantation, doch diesmal werde ich nicht meine eigene Spenderin sein, wie beim letzten Mal, sondern benötigtes Knochenmaterial wird bereitgestellt. Bei meiner großen Knochentransplantation, wurde Knochen aus meinem Schädel entfernt und eingesetzt. Es war in den Jahren danach interessant zu sehen, wie gut sich dieses Knochenstück eingefügt hatte und das entstandende Loch langsam verschwand. Ein Implantat wird gesetzt und später dieses mit einem Zahn gekrönt. Es werden auch nicht 3 Operationen sein, sondern alles wird in einem Aufwisch gemacht. Wie praktisch! Ach ja, und ich soll schon einmal darüber nachdenken, was für Musik ich während dem Eingriff hören möchte. Aha, dass ist mir auch noch nie gesagt worden.

Zum Schluss wurden noch die Kosten im kleinsten Detail besprochen, was alles benötigt wird und was jeder Posten kostet. Auch hier konnte ich auf  Erfahrungen zurückgreifen und alles war gut. 

Alles fühlte sich gut an und ich dachte. "Hier bin ich gut aufgehoben!" Machte einen Termin für Ende August aus und verließ ruhig und erleichtert die Ordination, meines neues Kieferchirurgen.  Der mir auch noch erzählte, dass er bei den Ärzten die mich zuvor jahrelang behandelt hatten und schon fortgeschrittenen Alters waren gelernt hat und sie gut kennt. Na, dann kann ja nichts mehr schief gehen!

So einfach geht es, wenn ich nicht nur höre auf diese sachte Stimme in mir sondern auch danach handel.

Mittlerweile bin ich müde geworden und mein Gesicht schmerzt, somit sag' ich jetzt ganz einfach,

Fortsetzung folg!