Mittwoch, 20. Mai 2020

Heimweh...


... ist so eine Sache.

Heimweh, kommt immer ein wenig unerwartet, zumindest bei mir.

Gerne würde ich jetzt gerade auf einem Bankerl in meinem geliebten Servitenviertel sitzen und die Sonne genießen mit einer Topfengolatschen in der Hand und Buttermilch und dabei ein Buch lesen. Eine kleine Pause nehmen vom Alltag und dann in den Ersten Bezirk spazieren und ein paar Dinge erledigen.

Manche meinen sich nach seiner Heimat sehnen hat etwas mit Undankbarkeit zu tun - Darüber kann ich nur lachen. Man kann Dankbar sein und Heimweh haben. Heimweh nach gewissen Gerüchen, Speisen, Menschen, Straßen und Gasserln. Nach einer vertrauten Art des Miteinander seins und noch vieles mehr. Trotzdem ist man Dankbar für das hier und jetzt.

Ich bin reichlich gesegnet und dafür sehr dankbar.

In wenigen Tagen feiert meine Erstgeborene ihren 20zigsten Geburtstag. Kaum zu glauben! Gerne wäre ich bei ihr in Wien und hätte herrliche Tage mit ihr verbracht, sie geherzt und nicht losgelassen. Ihr Geburtstagsgeschenk, die kleine Katzendame Kiki macht unser Haus ein wenig unsicher.  Auch wenn es alle möglichen Formen der Kommunikation gibt und man sich täglich sehen kann ist ein persönliches zusammen sein, ganz eng und vertraut noch  immer die schönste Weise.

Dieses Covid_19 hat vieles durcheinander gebracht. Erstaunlich für so einen kleinen Virus, der so stark ist. Auch erstaunlich, dass wir an all' den Zahlen festhalten und interessiert sind. Wie viele sind gestorben oder im Krankenhaus. Bei keiner anderen Krankheit werden wir so am laufenden gehalten. Oder stehen wir still wie viele Frauen jetzt im Moment an Brustkrebs leiden oder heute gestorben sind? Nein, das ist zwar alles sehr traurig, aber nicht so durchdringend wie Covid_19 - im Moment.

Wenn mein Heimweh zu groß wird, dann gehe ich im Gedanken durch die kleinen Gasserln der Wiener Innenstadt. Mein Vater hat mir alle gezeigt und wir sind sie zusammen so oft gegangen. Oder über den Nasenweg am Leopoldsberg und dann die Aussicht genießen und weiter wandern. Diesen Weg bin ich schon als Kleinkind im Rucksack mitgewandert. In den  grünen Prater und weit hinter dem Lusthaus spazieren bis zur Fuchshöhle die es noch immer gibt. Ob dort noch immer ein Fuchs wohnt weiß ich, aber der Spaziergang ist herrlich schön und es richt im Frühling so wunderbar nach Bärlauch.

Und nicht zu vergessen, weil ja gerade Eiszeit ist, ein Eis vom Eis Greissler und da am liebsten bitte Mohn und Marille oder Butterkeks und Joghurt Kirsch.

Letzte Woche habe ich das Sommer in Wien von Petra Hartlieb ausgelesen. Ich hoffe es kommt bald ein Herbst in Wien. Dank meiner jüngsten Schwester besitze ich alle Bücher von Petra Hartlieb. Ich liebe ihren Schreibstil, der so leicht, amüsant und ehrlich ist. Gerne gehe ich in so manchen Wienerurlauben in ihre Buchhandlung auf der Währingerstraße und gleich bei mir (früher) ums Eck in der Porzellangasse kann man auch klein, aber fein in die Welt der Bücher eintauchen.

Der Gast, der sich Heimweh nennt, kommt und geht und manchmal bleibt er länger weg und manchmal nicht.

Auf ein baldiges Wiedersehen mein geliebtes Wien.